Kiezspaziergang Wo die Königin ihren Sommer verbrachte

Alt-Pankow ist ein bunter Kiez, in dem schon Adlige wie die preußische Königin Elisabeth Christine gerne wohnten. Wir haben Anwohner*innen telefonisch gefragt, wo es sich lohnt, bei einem Spaziergang Halt zu machen.

24. Juni 2020
Illustration: Schloss Schönhausen, Person mit einem Kaffee in der Hand, Café-Tische im Freien

Station 1: Milchmanns Kaffeehaus

Illustration: Kuchen und eine Eiswaffel mit vier Kugeln, dahinter eine Hausfassade mit dem Schriftzug Milchmanns

„Milchmanns Kaffeehaus“ in der Berliner Straße 119

Los geht es am S-Bahnhof Pankow. Gleich um die Ecke, in der Berliner Straße 119, befindet sich das „Milch­manns Kaffee­haus“. Tobias Stammberger ist regel­mäßig hier zu Gast. Er ist Journalist und wohnt mit seiner Familie seit 2016 in Pankow:

„Das ‚Milchmanns‘ hat den besten Kaffee weit und breit und ein sehr gutes Früh­stücks­angebot. Am besten schmecken mir die selbst gemachten Pasten und Marmeladen. Was angenehm ist: Hier hat man nicht das Gefühl, der*m Tisch­nachbar*in fast schon auf dem Schoß zu sitzen. Auch die Einrichtung ist besonders schön: Der größte Teil des Raumes ist mit groß­gemusterten Fliesen ausgelegt, im hinteren Teil gibt es einen gemütlichen Bereich mit Parkettboden. Ein großer Kron­leuchter sorgt für festliche Stimmung.“

Milchmanns Kaffeehaus
Berliner Straße 119, 13187 Berlin
geöffnet: Mo bis Fr 7:30–18 Uhr,
Sa bis So 10–18 Uhr
Tel. 030 914 23 282

www.milchmanns-berlin.de

Station 2: Buchlokal

Vom „Milchmanns“ geht es weiter die Berliner Straße entlang bis in die Breite Straße. Von dort biegt man in die Ossietzky­straße ab. Bei der Haus­nummer 10 befindet sich der nächste Stopp: das „Buch­lokal“. Friederike Zöllner ist gelernte Buch­binderin und hat ihren Laden 2011 eröffnet:

„Ich habe mich auf Romane und Kinder­bücher spezialisiert und lege dabei Wert auf schön gestaltete Ausgaben. Gegen­wärtig kaufen die Leute vor allem Neuer­scheinungen, wie etwa die Romane von Lutz Seiler oder Christian Baron, aber auch Klassiker, die sie schon lange einmal lesen wollten. Beliebt sind auch unsere Lesungen. Wegen der großen Nach­frage finden seit einem Jahr viele in einem Saal des Schlosses Schönhausen statt. Die wegen der Corona-Krise aus­gefallenen Veranstaltungen können wir hoffentlich im Herbst nachholen.“ 

Buchlokal
Ossietzkystraße 10, 13187 Berlin
geöffnet: Mo bis Fr 10–19 Uhr,
Sa 10–14 Uhr
Tel. 030 400 47 333

www.buchlokal.buchkatalog.de

Illustration: Schaufenster eines Buchladens, darüber der Schriftzug Buchlokal

Im „Buchlokal“ verkauft Friederike Zöllner Romane und Kinderbücher. Ab Herbst gibt es hier auch wieder Lesungen.

Station 3: Café Sommerlust

Wenn man die Ossietzky­straße weiterläuft, gelangt man zum Schloss­park, in dem sich rechter Hand eine Klein­garten­anlage befindet. Auch einen Spiel­platz gibt es hier. Er ist besonders an heißen Sommer­tagen sehr beliebt, weil er viel Schatten bietet. Die Schülerin Felicitas Thiers wohnt in der Gegend und durch­quert den Park häufig mit dem Fahrrad:

Illustration: Person mit einem Kaffee in der Hand, daneben Café-Tische und ein Verkaufswagen mit dem Schriftzug Café Sommerlust

Das „Café Sommerlust“ im Schlossgarten steht auf Rädern. Essen und Getränke werden draußen aus einem altmodischen Bauwagen serviert.

„Am ‚Café Sommerlust‘ halte ich immer gerne. Das befindet sich in einer kleinen Hütte auf Rädern, die in der Nähe des Schloss­gartens steht. Bis in den Spät­herbst ist sie da. Dann kommt sie kurz ins Winter­quartier, und bei den ersten Sonnen­strahlen ist sie wieder bereit für die Aus­flügler*innen, die rings­herum an den kleinen Tischen sitzen und ihren Kaffee schlürfen. Es gibt auch leckeren selbst gebackenen Kuchen und haus­gemachte Limonaden. Viele Produkte kommen aus der Region. Zurück zum Park: Abseits der Pfade kann man sogar ein paar Bienen­stöcke entdecken.“ 

Café Sommerlust
Tschaikowskistraße 1, 13156 Berlin
geöffnet: Mo bis So 10–18 Uhr (April bis Oktober),
Do bis So 12–17 Uhr (November bis März)
Tel. 0176 8329 0144

www.sommerlust.berlin

Station 4: Schloss Schönhausen

Direkt am Park liegt das Schloss Schön­hausen – einst Sommer­residenz der preußischen Königin Elisabeth Christine. Der heutige „Schloss­herr“, auch Kastellan genannt, ist Björn Ahlhelm:

„Ab 1949 residierte hier der erste und einzige Präsident der ehemaligen DDR, Wilhelm Pieck. Bis zur Wende 1989 war das Gebäude das Gäste­haus der DDR-Regierung. Inzwischen gehören Schloss und Schloss­park zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Seit zehn Jahren zeigen wir hier eine Dauer­aus­stellung zur Geschichte des Gebäudes: von der Grund­stein­legung im Jahr 1690 bis heute. Besucher* innen erfahren zum Beispiel etwas über Elisabeth Christine, die Frau Friedrichs II., die das Schloss 1740 geschenkt bekam. Bis zu ihrem Tod 1797 verbrachte sie die Sommer­monate hier.“

Illustration: Schloss Schönhausen, im Vordergrund Spaziergehende mit Hunden

Das Schloss Schönhausen war mehr als 50 Jahre die Sommerresidenz der Königin Elisabeth Christine. Heute ist dort eine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes zu sehen.

Station 5: Kino "Blauer Stern"

Vom Park aus geht es über die Tschaikowski­straße und den Güllweg in die Hermann-Hesse-Straße. In einem Jugend­stil­bau – Hausnummer 11 – befindet sich das Kino „Blauer Stern“. Emil Anders, der Mitbetreiber eines Markt­standes, erzählt uns:

Illustration: Hausfassade mit Kino-Schriftzug, darunter Popcorn und ein Filmplakat

Das kleine Kiezkino „Blauer Stern“ befindet sich in einem Jugendstilhaus.

„Der ‚Blaue Stern‘ ist ein echtes Kiezkino mit tollen Film­angeboten für Kinder und Erwachsene. Auch ein nettes kleines Lokal gehört dazu. Etwas Besonderes sind die vielen alten Film­plakate, die überall an den Wänden hängen. Das Kino gibt es schon seit den 1930er Jahren, seit 1946 heißt es ‚Blauer Stern‘. 1996 renovierte ein engagierter neuer Betreiber, Uwe Feld, den verfallenen Film­saal. Vor zwei Jahren hat er sein Licht­spiel­haus dann an die Yorck Kino­gruppe übergeben. Die haben zum Glück kaum etwas verändert.“

Kino Blauer Stern
Hermann-Hesse-Straße 11, 13156 Berlin
Tel. 030 322 931 322

www.yorck.de/kinos/blauer-stern


Text: Regina Köhler / Illustration: Elena Resko


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