Kiezspaziergang Wo die Königin ihren Sommer verbrachte
Alt-Pankow ist ein bunter Kiez, in dem schon Adlige wie die preußische Königin Elisabeth Christine gerne wohnten. Wir haben Anwohner*innen telefonisch gefragt, wo es sich lohnt, bei einem Spaziergang Halt zu machen.
Station 1: Milchmanns Kaffeehaus
Los geht es am S-Bahnhof Pankow. Gleich um die Ecke, in der Berliner Straße 119, befindet sich das „Milchmanns Kaffeehaus“. Tobias Stammberger ist regelmäßig hier zu Gast. Er ist Journalist und wohnt mit seiner Familie seit 2016 in Pankow:
„Das ‚Milchmanns‘ hat den besten Kaffee weit und breit und ein sehr gutes Frühstücksangebot. Am besten schmecken mir die selbst gemachten Pasten und Marmeladen. Was angenehm ist: Hier hat man nicht das Gefühl, der*m Tischnachbar*in fast schon auf dem Schoß zu sitzen. Auch die Einrichtung ist besonders schön: Der größte Teil des Raumes ist mit großgemusterten Fliesen ausgelegt, im hinteren Teil gibt es einen gemütlichen Bereich mit Parkettboden. Ein großer Kronleuchter sorgt für festliche Stimmung.“
Milchmanns Kaffeehaus
Berliner Straße 119, 13187 Berlin
geöffnet: Mo bis Fr 7:30–18 Uhr,
Sa bis So 10–18 Uhr
Tel. 030 914 23 282
www.milchmanns-berlin.de
Station 2: Buchlokal
Vom „Milchmanns“ geht es weiter die Berliner Straße entlang bis in die Breite Straße. Von dort biegt man in die Ossietzkystraße ab. Bei der Hausnummer 10 befindet sich der nächste Stopp: das „Buchlokal“. Friederike Zöllner ist gelernte Buchbinderin und hat ihren Laden 2011 eröffnet:
„Ich habe mich auf Romane und Kinderbücher spezialisiert und lege dabei Wert auf schön gestaltete Ausgaben. Gegenwärtig kaufen die Leute vor allem Neuerscheinungen, wie etwa die Romane von Lutz Seiler oder Christian Baron, aber auch Klassiker, die sie schon lange einmal lesen wollten. Beliebt sind auch unsere Lesungen. Wegen der großen Nachfrage finden seit einem Jahr viele in einem Saal des Schlosses Schönhausen statt. Die wegen der Corona-Krise ausgefallenen Veranstaltungen können wir hoffentlich im Herbst nachholen.“
Buchlokal
Ossietzkystraße 10, 13187 Berlin
geöffnet: Mo bis Fr 10–19 Uhr,
Sa 10–14 Uhr
Tel. 030 400 47 333
www.buchlokal.buchkatalog.de
Station 3: Café Sommerlust
Wenn man die Ossietzkystraße weiterläuft, gelangt man zum Schlosspark, in dem sich rechter Hand eine Kleingartenanlage befindet. Auch einen Spielplatz gibt es hier. Er ist besonders an heißen Sommertagen sehr beliebt, weil er viel Schatten bietet. Die Schülerin Felicitas Thiers wohnt in der Gegend und durchquert den Park häufig mit dem Fahrrad:
„Am ‚Café Sommerlust‘ halte ich immer gerne. Das befindet sich in einer kleinen Hütte auf Rädern, die in der Nähe des Schlossgartens steht. Bis in den Spätherbst ist sie da. Dann kommt sie kurz ins Winterquartier, und bei den ersten Sonnenstrahlen ist sie wieder bereit für die Ausflügler*innen, die ringsherum an den kleinen Tischen sitzen und ihren Kaffee schlürfen. Es gibt auch leckeren selbst gebackenen Kuchen und hausgemachte Limonaden. Viele Produkte kommen aus der Region. Zurück zum Park: Abseits der Pfade kann man sogar ein paar Bienenstöcke entdecken.“
Café Sommerlust
Tschaikowskistraße 1, 13156 Berlin
geöffnet: Mo bis So 10–18 Uhr (April bis Oktober),
Do bis So 12–17 Uhr (November bis März)
Tel. 0176 8329 0144
www.sommerlust.berlin
Station 4: Schloss Schönhausen
Direkt am Park liegt das Schloss Schönhausen – einst Sommerresidenz der preußischen Königin Elisabeth Christine. Der heutige „Schlossherr“, auch Kastellan genannt, ist Björn Ahlhelm:
„Ab 1949 residierte hier der erste und einzige Präsident der ehemaligen DDR, Wilhelm Pieck. Bis zur Wende 1989 war das Gebäude das Gästehaus der DDR-Regierung. Inzwischen gehören Schloss und Schlosspark zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Seit zehn Jahren zeigen wir hier eine Dauerausstellung zur Geschichte des Gebäudes: von der Grundsteinlegung im Jahr 1690 bis heute. Besucher* innen erfahren zum Beispiel etwas über Elisabeth Christine, die Frau Friedrichs II., die das Schloss 1740 geschenkt bekam. Bis zu ihrem Tod 1797 verbrachte sie die Sommermonate hier.“
Station 5: Kino "Blauer Stern"
Vom Park aus geht es über die Tschaikowskistraße und den Güllweg in die Hermann-Hesse-Straße. In einem Jugendstilbau – Hausnummer 11 – befindet sich das Kino „Blauer Stern“. Emil Anders, der Mitbetreiber eines Marktstandes, erzählt uns:
„Der ‚Blaue Stern‘ ist ein echtes Kiezkino mit tollen Filmangeboten für Kinder und Erwachsene. Auch ein nettes kleines Lokal gehört dazu. Etwas Besonderes sind die vielen alten Filmplakate, die überall an den Wänden hängen. Das Kino gibt es schon seit den 1930er Jahren, seit 1946 heißt es ‚Blauer Stern‘. 1996 renovierte ein engagierter neuer Betreiber, Uwe Feld, den verfallenen Filmsaal. Vor zwei Jahren hat er sein Lichtspielhaus dann an die Yorck Kinogruppe übergeben. Die haben zum Glück kaum etwas verändert.“
Kino Blauer Stern
Hermann-Hesse-Straße 11, 13156 Berlin
Tel. 030 322 931 322
www.yorck.de/kinos/blauer-stern
Text: Regina Köhler / Illustration: Elena Resko