Kiezspaziergang Schall und Rauch
Justice Mvemba führt „Dekoloniale Stadtführungen“ durch Berlins Wedding, um kontroverse Straßennamen zu hinterfragen und für eine vielfältige Zukunft einzutreten.
Wer waren eigentlich die Menschen, nach denen in Berlin Straßen benannt sind? Diese Frage beschäftigt Justice Mvemba. Sie bietet im Wedding „Dekoloniale Stadtführungen“ an, um darauf aufmerksam zu machen, welche Straßen nach umstrittenen Personen der deutschen Kolonialgeschichte benannt wurden. Weil das Menschen mit Migrationsgeschichte bis heute verletzt, sucht der Bezirk gemeinsam mit Anwohner*innen nach neuen Bezeichnungen für Straßen und Plätze.
Zum Spaziergang trägt Justice Mvemba eine schwarze Tasche mit weißen Buchstaben über der Schulter: „Walk the past, change the future“ steht darauf. Es ist das Motto ihrer „dekolonialen Stadttouren“, die also von der Vergangenheit in die Zukunft führen sollen.
Interaktiver Spaziergang
Kommen Sie mit ins Afrikanische Viertel im Wedding. Einfach auf die Marker der einzelnen Stationen klicken.
Vor zwei Jahren hat die Unternehmensgründerin ihre Karriere in der Modebranche aufgegeben und sich entschieden, etwas Neues zu starten. Am Wochenende führen sie und ihr Team Menschen durch verschiedene Berliner Kieze und erklären, wo rassistisches und koloniales Erbe sichtbar wird. Viele von ihnen haben selbst migrantische Wurzeln und wissen, wie es sich anfühlt, diskriminiert zu werden. Sie wollen sich dem nicht tatenlos ergeben, sondern sich für Toleranz und Vielfalt einsetzen.
„Ich möchte einen positiven ökologischen und sozialen Fußabdruck hinterlassen“, sagt Mvemba. Eine der Touren, die auf Deutsch, Englisch, Französisch und in der afrikanischen Sprache Lingala möglich ist, führt durch das Afrikanische Viertel im Wedding. Wir machen uns mit ihr an einem sonnigen Frühlingstag auf den Weg.
„Die Kolonialherrschaft wurde in Deutschland lange romantisiert und verharmlost.“
Justice Mvemba
Werden Sie selbst Kiezspaziergänger*in:
Text: Annette Walter / Fotos: Verena Brüning