Pankows schönste Ecken entdecken mit Christin Nichols

Christin Nichols lebt seit drei Jahren in Pankow. Hier hat die Schauspielerin und Musikerin den perfekten Rückzugsort für ihr recht bewegtes Leben gefunden. Einen Abend lang nimmt sie unsere Redakteurin Silvia Silko mit durch ihren Kiez.

13. Juli 2022
Innenaufnahme: Frau vor Wand mit Holzelementen und Fototapete, daneben Birkenstämme

„Heute lassen wir den Schnaps aber weg, oder? Ich habe morgen Bandprobe!“, sagt Christin Nichols und lacht. Berechtigter Einwand: Wir haben uns vor ein paar Jahren kennengelernt, als wir für einen Videobeitrag eine Kneipentour durch Berlin machten. Damals endete der Abend mit spontanen Gesangseinlagen auf der Schönhauser Allee und einem fürchterlichen Kater am nächsten Tag.

Nun ist aber Zeit und eine Pandemie vergangen, und Christin Nichols ist ein bisschen zur Ruhe gekommen. „Ich habe durch die Coronazeit gelernt, dass ich nicht immer alles gleichzeitig machen muss. Ich höre mehr auf mich selbst und bin einfach entspannter“, erklärt die 36-Jährige.

Nie wieder weg aus Pankow

Es ist ja auch so schon genug los in ihrem Leben: Die Schauspielerin ist aktuell mit der zweiten Staffel der Serie „All You Need“ in der ARD zu sehen, vorher war sie Teil der prämierten Serie „MaPa“. Musik macht sie auch: Im Februar dieses Jahres veröffentlichte sie ihr Debütalbum „I’m Fine“, auf dem sie von Alltagsbeobachtungen erzählt – mal augenzwinkernd, mal bitterböse.
 
So klingt ihre Single „Sieben Euro Vier“:

Geht man Christin Nichols spazieren, ist sie vor allem eines: gut gelaunt. „In Pankow leben ältere Menschen, jüngere, es gibt Familien mit Kindern, Studierende, das mag ich“, sagt sie. Sie joggt gerne und ist in Pankow schnell im Grünen. Gleichzeitig gibt es nette Bars, Ausgehmöglichkeiten, und man ist gut angebunden und somit schnell überall in Berlin. Genug Gründe für Christin Nichols, sich in Pankow wohlzufühlen. Uns zeigt sie ihre Lieblingsorte – nicht ohne Hintergedanken: „Pass auf, wenn wir fertig sind, willst du hier auch nie wieder weg!“

„Pass auf, wenn wir fertig sind, willst du hier auch nie wieder weg!“

Kartenausschnitt mit Straßen und sieben markierten Stationen, S- und U-Bahnhof Pankow

Unser Kiezspaziergang führte uns durch Pankow

Außenaufnahme: Zwei Frauen sitzen an einem Holztisch, prosten einander mit Getränken zu

Christin Nichols mit Redakteurin Silvia Silko

Station 1: Theater im Kiez

Außenaufnahme: Mann öffnet Frau Tür zu einem Ladenlokal, darüber der Schriftzug Zimmer 16

Ralf Luderfinger zeigt uns das ZIMMER 16

ZIMMER 16

Die Kleinkunstbühne wird ehrenamtlich von Ralf Luderfinger (Foto) und Lutz Mantel geleitet – und feiert dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum. Die Idee ist, eine Bühne für allerlei Kunst zu bieten, und das für „sozialverträgliche Eintrittspreise“, wie es auf der Homepage von „Zimmer 16“ heißt. Neben Theaterstücken und Musik gibt es hier auch Kunstausstellungen. Derzeit werden Malereien und Zeichnungen von Linde Bischof gezeigt. 

Christin Nichols will jetzt, da die Coronasituation es erlaubt, endlich mal wieder für eine Veranstaltung herkommen. Sie stand als Kind früh auf der Bühne – allerdings beim Kinderzirkus. „Ballett habe ich auch getanzt.“ Aktuell spielt sie auch ab und zu Theater. „Ich fühle mich vor der Kamera aber auch extrem wohl“, erzählt sie. Zurzeit arbeitet Nichols an der dritten Staffel „All You Need“.

ZIMMER 16
Florastraße 16, 13187 Berlin
zimmer16.com

Innenaufnahme: Frau alleine in einem bestuhlten Raum sitzend, im Hintergrund eine Bühne mit Klavier

Fühlen sich wohl auf der Bühne: Christin Nichols mit Redakteurin Silvia Silko

Innenaufnahme: Zwei Frauen stecken Köpfe durch roten Theatervorhang

Station 2: Abkühlung gefällig?

Außenaufnahme: Frau mit Eiswaffel an Hausfassade

ALPHI'S EIS
„In Pankow gibt’s verdammt gute Eisdielen!“, weiß Christin Nichols. Heute entscheidet sie sich für „Alphi’s“: „Wenn ich in der Nähe bin, gehe ich hier immer rein.“ Sie räuspert sich. „Also wenn die Schlange nicht zu lang ist“, sagt sie, während wir uns hinter ein Dutzend Erwachsene und Kinder einreihen. Es ist kurz nach 16 Uhr – Stoßzeit in Eisdielen. Das Warten lohnt sich aber: Das Snickers-Eis ist sehr lecker. Sowieso ist die Schauspielerin eher der Typ Milcheis. „Generell bin ich aber gar nicht so auf Süßigkeiten versessen“, erzählt sie, „eine Tüte Chips hingegen überlebt bei mir nicht lange.“

Heynstraße 33, 13187 Berlin
www.instagram.com/alphis_eis

Station 3: Park und Idylle

Außenaufnahme: Torborgen aus Stein, seitlich Blumenbeete und Bäume

BÜRGERPARK PANKOW

Von der Eisdiele spazieren wir zum Bürgerpark. „Hier könnte ich meinen ganzen Sommer verbringen“, schwärmt Christin Nichols. Sie erzählt, dass man neben den Rosengärten an der kleinen Panke ganz wunderbar auf der Decke liegen und mal entspannen könne. Es gibt einen Kiosk für Kaltgetränke, und auf der kleinen Bühne werden im Sommer Konzerte gegeben. Im 19. Jahrhundert wurde der Park als Landsitz errichtet. Seit 1907 gehört er der Gemeinde Pankow.

Wilhelm-Kuhr-Straße 9, 13187 Berlin
www.buergerpark-pankow.de

Außenaufnahme: Frau, von hinten aufgenommen, geht durch Torbogen in Park
Außenaufnahme: Zwei Frauen spazierend in einem Säulengang

Station 4: Kaffee und Bananenkuchen

Innenaufnahme: Mann mit Mundschutz hinter Theke, in den Händen Tasse und Kuchenteller

Kiez Kaffee Kraft

Der erste Teil unserer Tour ist geschafft, und wir setzen uns ins „Kiez Kaffee Kraft“. Das Café sieht aus wie ein minimalistischer Holzkubus und liegt direkt am Bleichröderpark. Gut, dass es eine Terrasse gibt, die direkt zur freien Wiese liegt. In Liegestühlen und an kleinen Tischchen genießen Besucher*innen die ersten Sonnenstrahlen des Jahres – wir gehören dazu. Bei einem Aperol Spritz und einem Bier atmen wir kurz durch. „Die haben hier auch wirklich guten Kaffee!“, weiß Christin Nichols. Der Inhaber schenkt uns ein Stück Bananenkuchen. „Der ist Weltklasse“, sagt er. Finden wir auch.

Breite Straße 35, 13187 Berlin
www.kiezkaffeekraft.de

Station 5: Gemütliches Bier

Außenaufnahme: Frau vor Ladenlokal mit Schaufenster, darüber der Schriftzug Roderich

Roderich

In Pankow kann man immer etwas Neues entdecken – so wie diese Bar. Christin Nichols ist auf sie gekommen, weil eine Freundin ihr den Tipp gab – und ist begeistert. Innen steht man quasi im Wald: Dicke Baumstämme, eine Fototapete und gemütliche Sessel kreieren eine gute Stimmung. „Hier will man direkt versacken“, sagt Nichols. Der Garten im Innenhof ist dank fantasievoller Deko, gemütlicher Bänke und Feuerschalen garantiert ein Ort, an dem man Sommerabende verbringen möchte. Manchmal gibt es hier auch kleine Veranstaltungen und Partys.

Breite Straße 39 b, 13187 Berlin
Infos zu Veranstaltungen gibt es hier

Außenaufnahme: Garten mit einer Art kleinen Bühne

So sieht der Hinterhof des Roderich aus. Im Sommer ein schöner Ort für ein Bier

Station 6: Tschechien in Berlin

Außenaufnahme: Frau sitzend mit Bierglas vor Kneipe, an der Markise der Schriftzug Prager Frühling 1968

Prager Frühling

Der eher ruppige Ton gehört im „Prager Frühling“ zum Barkonzept. Uns werden energisch Plätze zugewiesen, und wir werden skeptisch angeschaut, als wir ein kleines Bier bestellen. „Das lohnt sich doch gar nicht“, sagt der Barmann. Er und die Stammkund*innen erklären uns, der Preis für ein großes Bier sei viel sinnvoller. Luděk Pachl betreibt den „Prager Frühling“ – eine Bar ohne viel Schnickschnack, in der Alteingesessene und Hipster gleichermaßen tschechisches Bier genießen. „Hier komme ich echt gerne hin“, sagt Christin Nichols. Vielleicht, weil ihr das Raue im Blut liegt: Nichols ist halb Britin, ist dann aber im nordrhein-westfälischen Bünde aufgewachsen. Regionen, die nun nicht unbedingt für ihre übersprudelnde Emotionalität bekannt sind. „Die haben das Herz am richtigen Fleck. Das zeigen sie aber subtiler“, führt Christin Nichols aus. Na dann: Prost!

Florastraße 62, 13187 Berlin
Der Prager Frühling auf Facebook

Zwei Hände mit gefüllten und anstoßenden Biergläsern

Station 7: Pizza wie in Neapel

Abendliche Außenaufnahme: Zwei Pizzen auf einer Holzbank, im Hintergrund Gebäude und Lichterkette

Zollhaus Pankow

Es wird langsam dunkel und kühl. Wir verlassen in seliger Bierlaune den „Prager Frühling“ und steuern das „Zollhaus“ an. Eine heiße Pizza mit viel Käse – genau das, was wir jetzt brauchen, dafür laufen wir gerne auch 20 Minuten durch die Dämmerung. Der Außenbereich des „Zollhauses“ ist großzügig, wir setzen uns auf die Holzbänke. Ab 1882 hatte die Willner-Brauerei hier ihren Standort. Erst 1990 wurde sie stillgelegt, das Gelände steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Heute wird im „Zollhaus“ traditionelle neapolitanische Pizza serviert, dazu Weine, Limonaden und natürlich Bier. Christin Nichols erzählt, dass sie derzeit für Auftritte mit ihrer Band probe. „Wir spielen jetzt unterm Jahr immer mal hier, mal da, als Nächstes ist Dresden dran.“ Sie freut sich, endlich sind Konzerte wieder möglich, und sie kann ihre neuen Songs vor Publikum präsentieren. In Berlin wird es sicherlich auch Auftritte geben. „Dann musst du unbedingt vorbeikommen!“, sagt sie, bevor unsere dampfende Pizza kommt.

Berliner Straße 80, 13189 Berlin
www.zollhaus-pankow.de


Text: Silvia Silko / Fotos: Verena Brüning


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